Häufige Fragen und Mythen rund um die Milch
Milch enthält wertvolles Eiweiß, viele wichtige Vitamine (v.a. B2 und B12) und ist hinsichtlich ihrer Kalziummenge von kaum einem anderen Lebensmittel zu schlagen. Die österreichische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher täglich 3 Portionen Milch und Milchprodukte in die Ernährung einzubauen.
Das ernährungsphysiologisch so wertvolle und beliebte Grundnahrungsmittel ist seit 8.000 Jahren wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung und hat unserer Spezies einen enormen Entwicklungsschub ermöglicht.
Andererseits werden immer wieder Stimmen laut, die behaupten, dass verschiedene Bestandteile der Milch die Gesundheit beeinträchtigen könnten und von Akne bis hin zu Krebs für allerlei Krankheiten verantwortlich sind.
Darunter befinden sich auch viele Mythen und Halbwahrheiten. Wir bieten einen kurzen Überblick über häufige Meinungen und deren aktuelle Gültigkeit.
Kuhmilch ist eine artfremde Milch und nicht für den menschlichen Verzehr bestimmt.
Dass Kuhmilch an das Kalb adaptiert sei und der Mensch sie deshalb als artfremde Milch nicht verträgt ist ein häufiges Argument von Milchgegnern. In letzter Konsequenz würde das aber bedeuten, dass der Mensch kaum ein Lebensmittel zur Verfügung hätte. Schließlich entstanden weder eine Pflanze, noch ein Tier, primär zum Verzehr des Menschen.
Seit mehr als 8.000 Jahren trinkt der Mensch artfremde Milch und das ohne davon krank zu werden. Milch und Milchprodukte sind in 42 Ländern der Welt grundlegender Bestandteil der täglichen Ernährung.
Die meisten Menschen vertragen keine Milch.
Tatsächlich geht die Eigenschaft, Milch verdauen zu können, im Kindesalter nach und nach verloren. Doch weil sich durch das Erschließen der Milch als Nahrungsquelle in der Entwicklung der Menschheit ein Überlebensvorteil bot, behielten in jenen Regionen auch Erwachsene die Fähigkeit, das Enzym Laktase zu produzieren. Es spaltet den Milchzucker in verdauliche Bestandteile. In Südostasien, wo Milch in der Ernährung seit jeher kaum eine Rolle spiel, fehlt fast allen erwachsenen Menschen dieses Enzym. Weltweit zeigen etwa 75 Prozent der Erwachsenen eine Laktoseunverträglichkeit. Bei Nord- und Mitteleuropäern ist das eher die Ausnahme, da der Konsum von Milch lange Tradition hat und der Organismus entsprechend daran adaptiert ist. Hier haben über 80 Prozent keine Probleme mit der Verdauung von Milch und Milchprodukten.
Milch ist ein Kalziumräuber.
Auch wenn Milch gerne mit starken Knochen in Verbindung gebracht wird, häufen sich inzwischen gegenteilige Behauptungen: Milch entziehe dem Knochen Kalzium und sei dadurch indirekt an der Entstehung von Osteoporose beteiligt. Zündstoff liefert das sogenannte Kalzium-Paradoxon. Das bedeutet, in Ländern, in denen kaum Milch und Milchprodukte gegessen werden, treten weniger Knochenbrüche auf. Das trifft vor allem auf Afrika und Asien zu. Woran liegt das? Begründet wird die Behauptung damit, dass das in der Milch enthaltene Eiweiß zu einer Kalziumausscheidung führe. Das hängt mit den schwefelhaltigen Aminosäuren im Milcheiweiß zusammen. Diese werden mittels Kalzium neutralisiert, was zu einer erhöhten Kalziumausscheidung über den Urin führt. Fest steht allerdings, Milch und Milchprodukte liefern mehr Kalzium, als für die Neutralisierung des gleichzeitig aufgenommenen Eiweiß ausgeschieden wird.
Kalzium ist außerdem nur einer von vielen Einflussfaktoren, wenn es um die Knochenstabilität und in weiterer Folge um Osteoporose geht. Zu berücksichtigen sind Alter, Geschlecht, Hormonhaushalt, Bewegung, Körperbau, Hautfarbe und die Ethnizität (Mikroarchitektur des Knochens).
Kalzium allein verhindert weder, noch fördert es, die Entstehung von Osteoporose.
Milch macht krank.
Für Behauptungen, dass ein regelmäßiger Milchkonsum die Entstehung von Krebs und anderer Zivilisationskrankheiten begünstigt, gibt es derzeit keine überzeugenden Beweise für einen Zusammenhang.
Lediglich bei Prostatakrebs scheint ein hoher und regelmäßiger Verzehr mit einem erhöhten Risiko einherzugehen. Für Dickdarmkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall und Typ-2-Diabtes weisen Studien vielmehr auf eine schützende Wirkung von Milch hin.
Milch verschleimt.
Die Schleimbildung ist ein elementarer Prozess der Schleimhäute und für ihre Funktion unerlässlich. Kommt Milch in Kontakt mit Speichel, flockt das Milcheiweiß aus und die Viskosität des Speichels erhöht sich. Dies wird oft als vermehrte Schleimbildung empfunden. Tatsächlich konnte in mehreren Studien keine erhöhte Schleimbildung festgestellt werden.